Die Exekution Saddam Husseins vom 30. Dezember und das weltweit im Netz kursierende Piraten-Video darüber erregte weltweit grosses Aufsehen. Aber um was geht es bei der am 30. Dezember vollzogenen öffentlichen Hinrichtung von Saddam Hussein, dem ehemaligen Diktator und Volkstyrannen aus dem Irak in den Medien und in den Köpfen der Menschen eigentlich?
Der Stein des Anstosses - zum Nachdenken
Um die einzig wahre Gerechtigkeit? Um eine ethische Kontroverse? Um Missachtung der Menschenwürde? Um Fun mit Unterhaltseffekt im Internet? Um Voyeurismus? Um eine virtuelle Lynchjustiz? Um Politik? Um des einen Leid, des anderen Freud? Um einen Cyber Video-Wettbewerb? Um die Geburt eines Märtyrers? Im Grunde genommen wissen wir es gar nicht, angesichts der Flut an Nachrichten, die uns rund um das Thema überschwemmen.
Reaktionen aus aller Welt: Viele sind gegen die Todesstrafe Die meisten EU-Staaten ebenso wie der Vatikan und verschiedene Menschenrechtsorganisationen haben die Hinrichtung kritisiert, die einen zurückhaltend, die anderen auf schärfste. Viele Regierungen treten weltweit für die Abschaffung der Todesstrafe ein, ungeachtet der Person und des Verbrechens. Auch die Schweiz missbilligte die Hinrichtung von Saddam Hussein, für sie ist die Todesstrafe auch bei schwersten Verbrechen nicht vertretbar. Auch einige arabische Staaten verurteilten die Tötung Saddams, insbesondere Staaten mit mehrheitlich sunnitischer Bevölkerung. Der ägyptische Präsident Mubarak bezeichnete die Bilder der Exekution als »abscheulich und barbarisch«. Hingegen nannte Bush die Vollstreckung des Todesurteils das Ergebnis eines fairen Prozesses. Er sprach von einem Meilenstein auf dem irakischen Weg zur Demokratie. Wen wunderts?. Bedenklich stimmt die Aussage des neuen UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon, der in einem öffentlichen Statement an seinem ersten Arbeitstag erklärt hatte, dass die Todesstrafe Sache jedes einzelnen Landes sei.
Verschiedene Umfragen in der Bevölkerung und in den Medienforen im In- und Ausland haben gezeigt, dass viele gegen die Todesstrafe sind. Einige sind überzeugt, dass es auch ohne Todesstrafe möglich gewesen wäre, Saddam Hussein mit der nötigen Härte, allerdings in einem ethisch vertretbaren Rahmen zu bestrafen. Eine Befragte sagte: »Die Fortsetzung des Prinzips »Auge um Auge und Zahn um Zahn« in der Jurisdiktion ist ein Armutszeugnis für die Rechtstaatlichkeit«.
Nun sollen ja auch noch die bösen Buben Barsan al-Tikriti, Saddams Halbbruder und frühere Oberste Richter und der frühere Gerichtspräsident Awad al-Bander der Tod durch den Strang drohen. Es gibt Berichte, wonach die Männer am kommenden Sonntag gehängt werden sollen, dem ersten Werktag im Irak nach dem muslimischen Fest Eid-al-Adha (dieses Fest markiert den Ausklang des Opferfestes, das an den Patriarchen des Alten Testaments Abraham (arabisch:Ibrahim) erinnern soll. Das Fest markiert zugleich das Ende des Hadsch und wird ungefähr von einer Milliarde Muslimen in aller Welt gefeiert). Wird es dazu kommen? Generiert diese Hinrichtung die Geburt eines neuen Märtyrers? »Ich opfere mich. Wenn es Gottes Wille ist, dann wird er mich in eine Reihe der wahren Männern und Märtyrern stellen«, hiess es in einem an das irakische Volk adressierten Abschiedsbrief Saddam Husseins. Ist dies der Anfang oder die Gipfelung einer Stilisierung Saddams zum Märtyrer? Oder hat sich die Gewalt im Irak längst verselbständigt ohne das Saddam Hussein überhaupt (noch?) die Schlüsselfigur im aktuellen Bürgerkrieg in Irak ist? Oder ist es berechtigt davon auszugehen, dass durch die Hinrichtung Saddam Husseins die Gewaltspirale im Irak sich noch weiter auswirken wird?
Verhängnisvoll: Welche Ethik nehmen die Medien ein? Über die Bildausstrahlung im Fernsehen rep. –publikation in den Printmedien lässt sich die ethische Linie eines Nachrichtenmediums messen. Einige zeigten ohne Scheu praktisch den ganzen Video oder die Bilder bis hin zum sterbenden Saddam. Anderen war es wichtig, die Würde des Menschen nicht anzutasten und scherten sich nicht um eine niedrigere Einschaltquote gegenüber der Konkurrenz. Fakten, die das Verhalten und die Meinung der Zuschauer und Leser gegenüber der Hinrichtung massgebend beeinflussen. Wer in der Berichterstattung solche Grenzüberschreitungen begeht, betritt aus pädagogischer und soziologischer Sicht ein gefährliches Terrain.
Mit verschiedenen Ellen gemessen War die Todesstrafe für einen Menschen wie Saddam Hussein berechtigt? Jene, die die Todesstrafe am lautesten verurteilen, haben vermutlich auch keine Familienmitglieder unter seiner Mörderhand verloren, haben nicht unter ihm gelitten. Dennoch, ist diese Hinrichtung ethisch vertretbar? Die Todesstrafe per se ethisch vertretbar? Wie würden wir als Eltern damit umgeben, wenn beispielsweise unser Kind durch einen Pädophilen vergewaltigt und anschliessend getötet wurde? Könnten wir damit leben, das dieser in einer Heilanstalt weiter lebt und eines Tages sogar wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen darf? Die Todesstrafe wird mit vermutlich von vielen mit verschiedenen Ellen gemessen. Solange einem durch einen Menschen aufs schlimmste zugefügte Leid nicht selbst betrifft tendiert man wohl eher dazu, sich gegen die Todesstrafe auszusprechen. Viele wagen auch nicht, überhaupt öffentlich dazu Stellung zu nehmen. Ich jedenfalls gebe zu, dass ich bei gewissen Strafhandlungen und Menschenrechtsverletzungen im Hinblick auf die betroffenen Opfer eine eher abivalente Stellung einnehme.
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