Unruhige Zeiten im Fricktal
Von: mm/f24.ch
Im Jahr 1499 tobte der Schwabenkrieg im Fricktal. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt und geplündert. Heute zeugen archäologische Entdeckungen von diesen unruhigen Zeiten.
Seit den 1980er-Jahren fanden die Freiwilligen Bodenforscher der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) und die Kantonsarchäologie Aargau in neun Fricktaler Gemeinden spätmittelalterliche Brandschichten.
Sie entstanden vermutlich durch die eidgenössischen Brandschatzungen im sogenannten Schwabenkrieg von 1499. Nun zeigen die Kantonsarchäologie und die FBVH die Resultate der Auswertung dieser Brandschichten in einer Wanderausstellung, die 2024 in 21 Fricktaler Gemeinden zu Gast sein wird.
Freiwilliges Engagement liefert wertvolle Quellenlage
Die sogenannten Freiwilligen Bodenforscher, eine Arbeitsgruppe der FBVH, haben in den letzten 30 Jahren wertvolle Arbeit im Fricktal geleistet. Sie führten in Absprache mit der Kantonsarchäologie mehrere Ausgrabungen durch, lange bevor es das Freiwilligenprogramm gab.
Die Funde und Befunde kamen zumeist bei Abbrüchen von alten Bauernhäusern im Untergrund dieser Bauten zum Vorschein. Sie stammen aus den Gemeinden Eiken, Frick, Gipf-Oberfrick, Kaiseraugst, Kaisten, Möhlin, Oeschgen, Wölflinswil und Zeiningen und bilden eine einmalig dichte Quellenlage.
Auswertung zeigt hohen Wohnstandard
In einem Kooperationsprojekt der Kantonsarchäologie und der FBVH, unterstützt durch den Swisslos-Fonds des Kantons Aargau, wurden die Funde und Befunde nun 2022 bis 2023 ausgewertet. Die untersuchten Brandhorizonte stammen aus 15 Grabungen, die über ein Gebiet von 20 Kilometern im Fricktal verteilt waren.
Die Brandschuttschichten befanden sich in Kellern, verfüllten Balkengräben und Gruben oder waren zu einer Schicht ausplaniert worden. Diese Funde sind aussagekräftige Momentaufnahmen aus dem Spätmittelalter.
Die Funde zeigen auf, wie ländliche Haushalte im Spätmittelalter ausgestattet waren. Zwar fehlen Objekte aus organischem Material wie beispielsweise Holzgefässe, dennoch zeigt die Haushaltskeramik eine bereits aus anderen Fundstellen bekannte Vielfalt an Gefässen zum Kochen, Servieren und Ausschenken. Zusammen mit der qualitätvollen Ofenkeramik in Form von reich verzierten Ofenkacheln zeigt sich damit ein Wohnstandard, den man im ländlichen Raum nicht erwartet hatte.
Ein Grossteil der Keramikgefässe lässt sich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. Die Ofenkeramik, die Motive darauf sowie die Münzfunde bestätigen diese Zeitstellung. Das Fricktaler Fundmaterial ist damit eine wichtige regionale Ergänzung der Forschungsgrundlagen zum ländlichen Spätmittelalter in der Schweiz.
Spuren des Schwabenkriegs?
Die weite Verbreitung der Brandschichten mit ähnlicher Datierung lässt an ein übergeordnetes Ereignis im Fricktal denken. Die Brandschatzungen des Schwabenkriegs 1499 bieten dafür eine mögliche Erklärung. Das Fricktal war als Teil der habsburgischen Vorlande während vielen Jahrhunderten eine Grenzregion, die durch Konflikte und Kriege geprägt war.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Fricktal während des Schwabenkrieges Brandschatzungen und Plünderungszüge erdulden musste. Erstaunlich ist dabei, dass dies in der historischen Forschung bislang kaum beachtet wurde, obwohl schriftliche Quellen davon berichten. Die Ergebnisse des Auswertungsprojekts revidieren dieses Bild.
Wanderausstellung und Buchvernissage
Die Resultate werden durch die Kooperationspartner Kantonsarchäologie und FBVH im laufenden Jahr mit einem breit angelegten Programm vermittelt. Eine Wanderausstellung mit Originalfunden gastiert vom 26. Februar bis zum 15. Dezember 2024 in 21 Fricktaler Gemeinden.
Die Auswertungsergebnisse werden durch die Kantonsarchäologie im November 2024 in einer Fachpublikation in der Reihe "Archäologie im Aargau" publiziert und stehen damit für weitere Forschungen zur Verfügung.
Ergänzend dazu gibt die FBVH eine populärwissenschaftliche Publikation für das breite Publikum heraus. Die Vernissage dieses Buches und der Wanderausstellung findet am Montag, 26. Februar 2024 um 19.00 Uhr im Gemeindehaus in Stein statt.
Der Kantonsarchäologe Thomas Doppler und die Präsidentin der FBVH, Miriam Hauser, eröffnen die Vernissage, der Gemeindeammann überbringt ein Grusswort. Die Autorin der populärwissenschaftlichen Publikation, Andrea Winkler, berichtet von den Ergebnissen des Forschungsprojektes.
Im Anschluss wird durch die Gemeinde Stein ein kleiner Apéro offeriert. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sei es zur Vernissage in Stein oder zum vielfältigen Rahmenprogramm der Wandervitrine an einem der 21 Standorte im Fricktal.
Stationen der Wanderausstellung
Ergänzend zur Ausstellung und zur Fachpublikation der Kantonsarchäologie hat die FBVH ein populärwissenschaftliches Buch herausgegeben. Es ist ab 26. Februar 2024 kostenfrei im Download erhältlich.
26.02.–03.03. Stein |
04.03.–10.03. Münchwilen |
11.03.–17.03. Sisseln |
18.03.–24.03. Gansingen |
22.04.–28.04. Mettauertal |
13.05.–19.05. Kaisten |
03.06.–09.06. Laufenburg |
10.06.–16.06. Densbüren |
17.06.–23.06. Oberhof-Wölflinswil |
24.06.–30.06. Böztal |
01.07.–07.07. Herznach-Ueken |
19.08.–25.08. Gipf-Oberfrick |
26.08.–01.09. Frick |
02.09.–08.09. Eiken |
09.09.–15.09. Oeschgen |
16.09.–22.09. Mumpf |
23.09.–29.09. Hellikon |
21.10.–27.10. Möhlin |
04.11.–10.11. Zeiningen |
11.11.–17.11. Kaiseraugst |
18.11.–15.12. Rheinfelden |
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