Hohe Fluktuation in der Gesundheitsversorgung
Von: mm/f24.ch
Kenntnisse über Berufsaustritte sowie zu Bestand und Struktur des Gesundheitspersonals in der Schweiz sind zentral für die Abschätzung des künftigen Bedarfs an Fachkräften. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine Aktualisierung und Ergänzung der im Jahr 2016 publizierten Studie zu Berufsaustritten.
Die Anteile an Berufsaustritten liegen je nach Berufsgruppe zwischen 27% und 46%. Die Ergebnisse zeigen, dass knapp ein Drittel (31%) der Ärztinnen und Ärzte nicht (mehr) in der Gesundheitsversorgung tätig sind, Bei Pflegefachpersonen, Pflegepersonal der Sekundarstufe II, Hebammen sowie in medizinisch-technischen Berufen sind es um die 42%. Dabei gilt es zu beachten, dass einige Resultate mit teilweise grösseren Unsicherheiten behaftet sind.
Die Analysen, differenziert nach Typ des Austritts, zeigen, dass Austritte aus der Erwerbstätigkeit beim Pflegefachpersonal und Pflegepersonal ohne formelle Ausbildung, bei den Hebammen und MPA mit jeweils über 14% am häufigsten auftreten.
Diese vier Berufsgruppen sowie die medizinisch-technischen Berufe weisen auch relativ viele Berufswechsel auf (über 15%). Bezüglich Branchenaustritten stechen die Pflegepersonen der Sekundarstufe II mit einem Anteil von 20% hervor.
Die Resultate nach Geschlecht und Alter für die beiden grössten Berufsfelder der Ärztinnen und Ärzte sowie des Pflegepersonals zeigen, dass Berufsaustritte bei Frauen in der Regel häufiger auftreten als bei Männern. Bei den Ergebnissen nach Alter fällt bei den Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal der Sekundarstufe II der hohe Anteil der Berufsaustritte bei den unter 35-Jährigen auf.
Bei den Ärztinnen und Ärzten kann dies durch den Generationeneffekt erklärt werden oder durch den Umstand, dass Austritte in dieser Berufsgruppe früh in der Karriere erfolgen, also meist vor Abschluss der Weiterbildung.
Eine Erklärung für den relativ hohen Wert bei den unter 35-Jährigen Pflegenden der Sekundarstufe II ist, dass Pflegepersonen in dieser Alterskategorie mitunter eine tertiäre Aus- oder Weiterbildung in Angriff nehmen und in dieser Zeit vermehrt nicht-erwerbstätig sind.
Insgesamt wird der Bestand an Gesundheitspersonal im engeren Sinne im Durchschnitt der Jahre 2016–2018 auf 227‘361 Erwerbstätige bzw. 163 381 Vollzeitäquivalente (VZÄ) geschätzt. Ein Vergleich mit Schätzungen auf der Basis anderer Datenquellen zeigt, dass die auf Grundlage der Strukturerhebung geschätzten Bestände beim Pflegepersonal unterschätzt werden. Eine Erklärung dafür ist, dass in der Strukturerhebung Grenzgängerinnen und Grenzgänger nicht enthalten sind. Weiter können die Differenzen auch durch die Berufsnomenklatur bedingt sein.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse jedenfalls, dass ein bedeutender Anteil der ausgebildeten Fachkräfte im Gesundheitssektor während ihres Berufslebens aus dem Beruf/der Erwerbstätigkeit aussteigen.
In der Diskussion um Berufsaustritte sollte aber nicht vergessen werden, dass es nicht nur im Gesundheitssektor, sondern auch in anderen Branchen ausgebildete Gesundheitsfachpersonen braucht. Ein bestimmtes Ausmass an Berufsaustritten ist zudem in allen Berufsgruppen ein «normales» Phänomen, welches weder verhindert werden kann noch soll. Wenn jedoch bestimmte Rahmenbedingungen im Berufsfeld (was in gewissen Gesundheitsberufen häufig diskutiert wird) dazu führen, dass Gesundheitsfachpersonen, die eigentlich gerne in der Gesundheitsversorgung arbeiten würden, austreten, so stellt das aber ein wichtiges Potenzial für Massnahmen dar.
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